Die Methode im Detail

Durch die methodische Vorgehensweise bei der Entwicklung des Kompetenzrahmens wurde sichergestellt, dass dieser die aktuellen Anforderungen der Berufspraxis abbildet. Bei der Konzeption und Modellbildung wurde von einem Kompetenzbegriff ausgegangen, der Kompetenz als Fähigkeit begreift, Aufgaben zu erfüllen und Tätigkeiten auszuführen. Da die notwendigen Kompetenzen, Fähigkeiten und notwendigen Kenntnisse unmittelbar aus den Aufgaben abgeleitet wurden, konnte bei der Modellbildung sichergestellt werden, dass der Kompetenzrahmen stringent aufgaben- und handlungsorientiert ist. Damit ist der Kompetenzrahmen für die Technische Kommunikation eine solide Grundlage für die praxisorientierte Qualifizierung.

Der tekom-Kompetenzrahmen für Technische Kommunikation wurde nach dem Ansatz des European Qualifications Framework (EQF) entwickelt. Wissen, Kenntnisse, Fähigkeiten, Lernergebnisse, Qualifizierungen sowie Kompetenzen sind für den tekom-Kompetenzrahmen gemäß dem EQF definiert:

  1. Wissen und Kenntnisse sind das Ergebnis einer Ansammlung von Informationen durch Lernen. Kenntnisse bilden einen Korpus aus Fakten, Prinzipien, Theorien und Praktiken, die in Verbindung mit einem Arbeits- oder Studienbereich stehen. Im Kontext des EQF werden Kenntnisse als theoretisch und/oder faktisch beschrieben.
  2. Können beschreibt die Fähigkeit, Wissen anzuwenden und Know-how für komplexe Aufgaben und zur Problemlösung zu nutzen. Im Kontext des EQF wird Können beschrieben als kognitive Fertigkeiten (einschließlich logisches, intuitives oder kreatives Denken) oder praktische Fertigkeiten (einschließlich handwerklicher Fertigkeiten und der Anwendung von Methoden, Materialien, Werkzeugen und Instrumenten).
  3. Der Term Lernergebnisse bedeutet gemäß der EQF-Definition: Lernergebnisse sind Feststellungen über das, was ein Lerner weiß, versteht und in der Lage ist, nach dem Abschluss eines Lernprozesses zu tun. Lernergebnisse sind durch die Begriffe Wissen, Können und Kompetenz definiert.
  4. Der Term Qualifizierung wird ebenfalls gemäß der EQF-Definition verwendet: Qualifizierung ist ein formales Ergebnis einer Prüfung oder eines Validierungsprozesses, das erzielt wird, wenn ein kompetentes Organ entscheidet, dass eine Person hinsichtlich eines gegebenen Standards ein Lernergebnis erreicht hat.
  5. Kompetenz meint die bestätigte Fähigkeit, Wissen, Können sowie persönliche, soziale und/oder methodologische Fertigkeiten in Arbeits- oder Studiensituationen und für die berufliche und soziale Entwicklung anwenden zu können. Im Kontext des EQF wird Kompetenz umschrieben mit den Begriffen Verantwortlichkeit und Autonomie.

Ausgehend von dieser Definition war es naheliegend, im ersten Schritt festzustellen, was die konkreten Aufgaben und Tätigkeiten bei der Erstellung von Informationsprodukten sind, um daraus abzuleiten, über welches Wissen, Können und welche Kompetenzen jemand verfügen muss, um diese erfolgreich zu bewerkstelligen.

  1. Entwicklung des Referenzprozesses für die Erstellung von Informationsprodukten
    Über 15 Experten, Praktiker, Abteilungsleiter und Hochschulprofessoren aus verschiedenen Branchen kamen in einem Open House der tekom zusammen und definierten gemeinsam Prozessphasen und Aufgaben, die bei der Erstellung von Informationsprodukten auftreten. Das Ergebnis ist der tekom-Referenzprozess, ein generisches Modell der Entwicklung von Informationsprodukten. Der tekom-Referenzprozess wurde nochmals in einem tekom-Tagungsworkshop von weiteren Praktikern validiert.
  2. Empirische Erhebung von Kompetenzen
    Auf der Basis des Referenzprozesses wurde ein umfangreicher Fragebogen entwickelt, bei dem zu jedem Aufgaben- bzw. Tätigkeitbereich gefragt wurde, welche Kenntnisse (Wissen) und Fertigkeiten (Können) notwendig sind, um diese zu erfüllen. Mehr als 300 Personen beteiligten sich an der sehr umfangreichen Befragung. Als Ergebnis lag ein Input von über 5000 Einträgen zu notwendigem Wissen und Können vor.
  3. Integration der tekom-Qualifizierungsbausteine
    Die tekom-Qualifizierungsbausteine wurden erstmals im Jahr 2003 als Grundlage für das tekom-Zertifizierungssystem entwickelt. Namhafte Experten definierten 18 Qualifizierungsmodule, die seither überarbeitet und aktualisiert wurden, zuletzt im Jahr 2013. Die tekom-Qualifizierungsmodule definierten bisher die Kompetenzanforderungen in der Technischen Kommunikation. Das in ihnen festgehaltene Wissen wurde in den neuen tekom-Kompetenzrahmen überführt und mit diesem aktualisiert und überarbeitet.
  4. Entwicklung des Kompetenzrahmens für die Technische Kommunikation durch den Fachausschuss
    In der Organisationsstruktur des tekom-Beirats für Aus- und Weiterbildung wurde 2014 ein neuer Fachausschuss Kompetenz gegründet. Die Mitglieder des Fachausschusses haben vorrangig Führungsfunktionen in Abteilungen Technischer Kommunikation, und auch Vertreter von Weiterbildungsinstituten und Hochschulprofessoren sind in dem 9-köpfigen Team vertreten. Methodisch wird das Team von der tekom-Referentin für den Bereich Aus- und Weiterbildung betreut, die selbst als Projektmitarbeiterin in den Projekten der Europäischen Kommission, ESCO und dem DIN-Standardisierungsgremium für den eCompetence Framework mitwirkt.
    Der Fachausschuss hat zum Ziel und zur Aufgabe, aufbauend auf bisherigen Ergebnissen den Kompetenzrahmen für die Technische Kommunikation zu entwickeln und in der Zukunft weiterzuentwickeln und auf dem aktuellsten Stand zu halten. Der Referenzprozess wurde dazu in eine Taxonomie überführt, durch die Kompetenzanforderungen systematisiert und kategorisiert werden können.
    Die erste Ebene der Taxonomie, die Kompetenzbereiche, wurde in Anlehnung an den Referenzprozess aus den Prozessphasen für die Entwicklung von Informationsprodukten heraus entwickelt und definiert.
    Die zweite Ebene der Taxonomie bildet Kompetenzfelder ab, die aus den Tätigkeitsbereichen heraus gebildet und ebenfalls definiert wurden.
    Die dritte Ebene der Taxonomie umfasst Themenblöcke, die aus den Aufgabenstellungen heraus entwickelt wurden.
    Die vierte Ebene der Taxonomie klassifiziert Lerninhalte. In die Lerninhalte ging das Expertenwissen aus den bisherigen Qualifizierungsbausteinen ein.
    Ferner wurden die Lerninhalte auf der Basis des umfangreichen Umfrageinputs festgelegt. Dazu wurden die mehr als 5000 Stichpunkte zu Wissen und Fertigkeiten für die verschiedenen Aufgaben und Tätigkeiten durch den Fachausschuss Kompetenz sortiert und klassifiziert. Vor allem aber floss das Experten- und Praxiswissen der 9 Mitglieder des Fachausschusses Kompetenz des tekom-Beirats für Aus- und Weiterbildung in die Entwicklung der gesamten Taxonomie ein.